Humani’Trail 2018 – Schweiz

Humani’Trail – What a beast. Das Berge und die Schweiz zwangsläufig zusammen gehören ist klar, dass die Alpen hoch sind auch. Somit sind die 3900 Höhenmeter des Humani’Trails nicht weiter verwunderlich. Doch für Berliner Verhältnisse (wo ich zuhause bin) ist es doch eine Hausnummer die ordentlich in die Beine geht. Der Fernsehturm mit einer Höhe von 368m erscheint dagegen eher winzig und durfte somit 10x bezwungen werden. Das kleine Bergdorf Les Diablerets war Ausgangspunkt für diesen Lauf und liegt im Kanton Waadt auf einer Höhe von 1163m. Hierhin ging es mit der Bergbahn und ließ schon jetzt erahnen was der nächste Tag bringen würde. Die Bahntrasse führte von Aigle entlang von Abhängen, über Felsschluchten bis zum Endbahnhof in Les Diablerets. Dann noch schnell die Startnummer abgeholt und ab ins Bett, denn der Start war bereits um 6Uhr in der Früh.

Ausgerüstet mit Stirnlampe und Wanderstöcken ging es dann auch los. Im Schein der Stirnlampen schlängelte sich ein fast lautloser Tross aus 140 Startern durch den kleinen Ferienort. Der Weg führte über mehrere kleine Bauernhöfe nach Vers Églis, wo es dann in den ersten Anstieg ging. Es folgte Serpentine an Serpentine, durch den Nebel der sich im Lichtkegel der Stirnlampe sammelte.

Langsam wurde es hell und es dauerte nicht lang bis sich die Sonne über die felsigen Berghänge schob. Angekommen am höchsten Punkt vom Tête de Meilleret auf 1938m hatte man Aussicht auf die Wolken die sich in den noch verschlafenen Tälern sammelten. Am ersten Verpflegungspunkt wehten tibetische Fahnen im Wind und nicht nur dadurch fühlte man sich wie auf dem Dach der Welt. Der Grund für die Fahnen war, dass mit dem Lauf benachteiligte Kinder in Nepal unterstützt werden und schon alleine hierfür lohnt sich jede Anstrengung.

Weiter ging es den Bergkamm entlang – an diesem Punkt des Laufes war ich schon heil froh, dass ich meine Stöcke eingepackt hatte. Denn es war steil, sehr steil und links und rechts ging es den Abhang herunter. Fotos zu machen war hier schon mal eine schlechte Idee, denn man musste höllisch aufpassen wohin man tritt. Der Weg führte am Lac des Chavonnes vorbei, einem dunkel blauen Bergsee, wo sich am frühen morgen schon die Angler versammelten (oder immer noch kampierten). Vom Grand Chamossair – dem hösten Punkt des ersten Abschnitts ging es wieder zurück nach Les Diablerets um den zweiten Teil des Laufes zu beginnen.

Bis hierhin ging es krafttechnisch ganz gut und ich war nach mittlerweile 6 Stunden guter Dinge das es so weiter gehen könnte. Am Felsmassiv vom Les Diablerets entlang wurde es zunehmend schlammiger und rutschiger. Zumindest die Bergbäche verschafften eine wohltuende Abkühlung. Auf der Spitze des Felsmassivs thront ein gewaltiger Gletscher, den man allerdings lieber mit der Seilbahn erreicht, deren Bergstation wir am Gletscher 3000 passierten. Ab hier ging es gefühlt nur noch aufwärts, mit Steigungen die eher an Bergsteigen erinnerten. Es wurde zäh und hart und man litt mit allen Läufern den man begegnete.

Die Kilometer zogen sich und es wurde zunehmend kälter, je weiter man sich dem Gipfel von La Para näherte – mit 2.548m der höchste Punkt der gesamten Strecke. Der Wind wurde stärker und ich packte mich in meine Jacke um die letzten Meter bis zum Gipfel in Angriff zu nehmen. Oben angekommen wurde man von zwei Volontären in Empfang genommen, die die Zeit nahmen. Die Aussicht war unbeschreiblich und der Gipfel verdammt hoch – meine Höhenangst war hierbei nicht sonderlich hilfreich.

Nun hieß es bergab. Steil und voller Geröll bahnte man sich den Weg zum letzten Verpflegungspunkt. Zwei Kilometer bevor ich dort ankam ging mir die Kraft aus – ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt. Schnelles Laufen wich einem vorsichtigem „bloß nicht Stolpern“, um nicht irgendwo im Abhang zu landen. Nach endlosen Metern erreichte ich den Verpflegungspunkt auf einer kleinen Berghütte. Nun hieß es Kraft tanken für die letzten Kilometer – Cola und Kuchen bewirkten Wunder. Von hieraus konnte man Les Diablerets schon sehen und es dauerte weitere 5 Kilometer bis ich endlich im Ziel war. 12 Stunden für 55 Kilometer, krass. Nicht nur deswegen war der Humani’Trails der bis jetzt härteste Lauf, ever.

Gedankt sei noch dem Fotografen, der trotz einer super frecher Ziege Fotos von mir machte – ich hoffe sie hat nicht die ganze Jacke aufgefressen :) Und eine Frage bleibt – whats next? ;)